Entkoffeinierter Kaffee – Warum gibt es Kaffeebohne ohne Koffein?
Koffeinfreier Kaffee – Kaffeeliebhaber verziehen jetzt ihren Mund und denken an eine schlecht schmeckende Plörre. Getrunken wird sie häufig von älteren Leuten, die das Koffein nicht mehr so gut vertragen können. Doch ist koffeinfreier Kaffee wirklich so schlecht wie sein Ruf? Wir haben uns ein wenig mit dem Thema auseinandergesetzt. Und ganz so unbekannt ist es ja nicht, denn Kaffee HAG ist fast jeden ein Begriff und wohl das bekannteste Synonym für Kaffee ohne Koffein.
Wann und warum wurde koffeinfreier Kaffee erfunden?
Nach drei Jahren Forschung erfand Ludwig Roselius 1906 das Roselius-Verfahren zum Herstellen von entkoffeinierten Kaffee. Seine Motivation war der vorangegangene Tod seines Vaters, der auf einen zu hohen Koffeinkonsum zurückgeführt wurde. Die Kaffeebohnen wurden zum Quellen in Salzwasser geben und mit Hilfe von Benzol das Koffein extrahieren - Kaffee HAG war geboren. Da Benzol jedoch krebserregend ist, werden heute andere Verfahren eingesetzt.
Wie werden entkoffeinierte Bohnen heute hergestellt?
Aktuell gibt es mehrere Verfahren um Kaffeebohnen das Koffein zu entziehen. In Europa dürfen Kaffeebohnen nicht mehr als 0,1% Koffein enthalten, um als koffeinfreier Kaffee zu gelten. Zum Extrahieren des Koffeins wird immer ein Lösungsmittel verwendet, da es keine von Natur aus koffeinfreien Bohnen gibt.
Indirektes Verfahren
Aktuell gibt es mehrere Verfahren um Kaffeebohnen das Koffein zu entziehen. In Europa dürfen Kaffeebohnen nicht mehr als 0,1% Koffein enthalten, um als koffeinfreier Kaffee zu gelten. Zum Extrahieren des Koffeins wird immer ein Lösungsmittel verwendet, da es keine von Natur aus koffeinfreien Bohnen gibt.
Direktes Verfahren
Die Rohkaffeebohnen werden unter Wasserdampf eingeweicht und anschließend für mehrere Stunden in ein Lösungsmittel gegeben, welches dem Bohnen das Koffein entzieht. Zum Schluss werden die Reste des Lösungsmittels aus der Bohne entfernt. Gängige Lösungs&Shy;mittel sind Dichlormethan und Ethylacetat. Allerdings steht Dichlormethan unter Verdacht krebserregend zu sein. Ethylacetat hingegen kann ein natürliches Lösungsmittel sein, da es in einigen Sorten von Obst und Gemüse vorkommt.
Schweizer-Wasser-Prozess-Verfahren
Das Schweizer Wasser-Prozess-Verfahren funktioniert ähnlich dem indirekten Verfahren. Jedoch kommen keine Chemikalien zum Einsatz. Nach dem das Wasser die Inhaltsstoffe aus den Bohnen gezogen hat, wird das Koffein mit Hilfe von Aktivkohle aus dem Wasser gefiltert. Anschließend werden den neuen Bohnen das Koffein durch das versetzte Wasser entzogen. Der Nachteil dieses Verfahrens ist der sehr große Wasserverbrauch.
Kohlenstoffdioxid-Verfahren
Beim Kohlenstoffdioxid-Verfahren werden die Kaffeebohnen nach der Wasserdampfbehandlung mit überkritischen CO2 gespült. Da das Kohlenstoffdioxid anschließend verdampft bleibt reines Koffein zurück.
Triglycerid-Verfahren
Bei diesem Verfahren wird Rohkaffee in eine Kaffee-Wasser-Lösung gegeben. Dadurch wandert das Koffein vom Inneren der Bohne Richtung Oberfläche. In einer anschließenden Behandlung mit Kaffeeölen, in denen Triglyceride enthalten sind, wird das Koffein aus der Bohne gezogen. Alle anderen Inhaltsstoffe bleiben unberührt.
Schmeckt koffeinfreier Kaffee besser als normaler Kaffee?
Je nach Entkoffeinierungsverfahren können sich auch andere Bestandteile außer Koffein aus der Bohne lösen. Das kann zu einer geschmacklichen Veränderung des Kaffees führen. Dennoch gibt es durchaus Röstereien, deren entkoffeinierter Kaffee geschmacklich mit normalen Kaffee mithalten kann.
Eine gute Nachricht für Personen, die eine Koffeinunverträglichkeit haben, unter Bluthochdruck leiden, schwanger sind oder einfach durch das Koffein schlecht schlafen. Denn anders als häufig vermutet, greifen auch jüngere Menschen gerne zu entkoffeinierten Bohnen, da sie nicht auf den aromatischen Kaffeegeschmack verzichten möchten.
Kann ich in meinem Kaffeevollautomaten auch Kaffeebohnen ohne Koffein verwenden?
Auch wenn es keinen natürlich entkoffeinierten Kaffee gibt, steigt das Interesse an dieser Kaffeesorte. Da die Hersteller dieses Segment wieder ins Auge gefasst haben, versuchen sie natürlich sämtliche Darreichungsformen abzudecken.
So reicht das entkoffeinierte Segment mittlerweile von Kaffeekapseln bis Instant- und Filterkaffee bis hin zu ganzen Kaffeebohnen ohne Koffein. Wer stolzer Besitzer eines Kaffeevollautomaten ist, kann diesen mit entkoffeinierten Bohnen füllen und so ohne schlechtes Gewissen seinen Kaffee genießen. Auch wenn das Image von koffeinfreien Kaffee etwas angestaubt ist, so hat er doch durchaus seine Daseinsberechtigung. Schließlich kann sich niemand aussuchen, ob er Koffein verträgt oder nicht. Und wer Kaffeebohnen ohne Koffein noch nie probiert hat, kann deren Geschmack nicht beurteilen. Natürlich sollten Sie auch beim Kauf von entkoffeinierten Kaffee auf Qualität achten. Dann ist die Chance auch größer, das sie entkoffeinierte Bohnen dauerhaft in Ihrem Schrank stehen haben.